Wie sieht ein Geburtstag bei den Waldkindern aus?
Wir haben bewusst keine starren Programme, wie es bei anderen Veranstaltern mit ähnlichem Format der Fall ist. Dies entspricht nicht unserem Bild vom Kind von Partizipation und Autonomie. Die Kinder entscheiden mit. Wir starten immer mit einer Waldwanderung zu den Höhlen und Kletterfelsen in der Nähe. Der Weg ist dabei das Ziel und mit vielen „Stationen“ geschmückt, welche von der Natur gemacht wurden. Ein Blätterbad zum Beispiel, ein toller Hang der zum Rutschen einlädt oder aber auch ein Fuchs oder Dachsbau, der in Augenschein genommen wird. Dort wo es den Kindern gefällt und sie Spaß haben, an einer Sache verweilen, dort werden von uns Impulse zu weitern Spielen gesetzt. Ungezwungen, frei und in Kooperation mit den Bedürfnissen der ganzen Gruppe.
Getränke und ein kleiner Imbiss, Obst/Rohkost, haben wir stets dabei, so dass die Kinder nichts mitbringen müssen.
Warum ohne Eltern?
Im Wald ist es besonders wichtig, dass sich die Kinder ganz und gar auf die Betreuer einlassen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass dies ohne die gewohnten Bezugspersonen stärker zu realisieren ist. Dies ist besonders zum Einhalten unserer Waldregeln von großer Bedeutung. Aber auch Hemmungen werden schneller abgebaut und neues Selbstvertrauen gebildet. Den Kindern werden ihre angeborenen Kompetenzen zurückgegeben. Dazu zählt auch, auf seine Sachen achtzugeben. Wir übernehmen keine Haftung für verlorengegangene oder vergessene Handschuhe, Mützen, etc. Wird etwas davon gefunden, kommt es in unsere Kleiderkiste und kann innerhalb von 4 Wochen abgeholt werden. Nach Ablauf dieser Frist spenden wir alles dem „Kleiderlädchen“ Rodalben.
Wieso 365 Tage?
Unseren Naturphänomenen ist es ganz gleich ob Sonntag, Feiertag oder Ferientag ist. Einem Kind, das sich die Waldkontakte wünscht, sollte der Zugang zur Natur nicht auf Grund eines bestimmten Tages verschlossen werden.
Bei jedem Wetter? Geht das?
Selbstverständlich! Denn gerade bei Regen oder kalten Temperaturen sowie Nebel sind Kinder in der Regel in den heimischen vier Wänden. Aber der Bewegungsdrang bleibt und sollte ausgelebt werden, unabhängig von den Launen der Natur. Für diese Tagen haben wir ganz besondere Aktionen im Programm. Nur Mut!
(sollte uns der Zugang zum Wald wegen Unwetter oder Sturm durch unseren Förster abgeraten werden, bleiben wir auf dem Gelände in unserem Walddorf)
Zecke, Fuchsbandwurm & Co.
Natur erleben im Wald ist spannend, interessant, abwechslungsreich. Aber es lauern da auch Gefahren, wie überall, wo etwas läuft. Wer Gefahren absolut vermeiden will, wird die Welt nie entdecken. Und wer sich blind stellt und einfach keine Gefahren sehen will, muss seine Entdeckungsreise wegen Unfall oder Krankheit sicher bald abbrechen. Aktivitäten im Freien sind daher mit der nötigen Vorsicht zu planen, was eine gewisse Kenntnis der Gefahrenquellen voraussetzt.
Wer mit einer Gruppe mit Kindern etwas unternimmt, ermöglicht ihnen Erlebnisse und Erfahrungen, ist aber gleichzeitig dafür verantwortlich, dass alle unversehrt wieder heimkehren.
Zecken sitzen auf niedrig wachsenden Pflanzen (bis max. 1 m ab Boden) und versuchen sich an einem vorbeistreifendem Tier oder Menschen festzukrallen. Sie lassen sich also nicht von Bäumen herunterfallen! Nachdem die Zecke ihren Weg auf Tier oder Mensch gefunden hat, setzt sie sich nicht sofort fest, sondern sucht sich zuerst eine geeignete Stelle am Körper. Am Menschen lässt sie sich bevorzugt dort nieder, wo offenbar Wärme und Schutz am besten gewährleistet sind: in den Arm- und Kniebeugen, in den Achselhöhlen und zwischen den Beinen.
Am besten schützt geeignete Kleidung. Das heißt: Möglichst wenig Haut zeigen (und das auch im Sommer), geschlossenes Schuhwerk, Socken über die Hosenbeine ziehen. Auf heller Kleidung entdeckt man Zecken schneller. Unbedeckte Hautstellen, aber auch die Kleidung können durch das Einreiben von Eukalyptusöl etwas unattraktiver für Zecken gemacht werden. Dennoch gilt: Nach einem Waldaufenthalt Kleider und Körper untersuchen.
Fuchsbandwurm
Der Fuchsbandwurm ist ein etwa 3-4 mm langer Bandwurm, der in Mitteleuropa vor allem im Dünndarm des Fuchses parasitiert. Der Fuchs selbst erkrankt dabei nicht. Mit dem im Kot der Bandwurmträger ausgeschiedenen Eier kann sich gelegentlich auch der Mensch infizieren.
Die als Echinokokkose bezeichnete Erkrankung ist allerdings sehr selten. Im Menschen befallen die Larvenstadien vorwiegend die relativ schmerzunempfindliche Leber. Mittlerweile existieren jedoch gute Methoden in der Diagnostik und in der Behandlung von Wurminfektionen.
Wir orientieren uns am Forstamt, ob in dem für unsere Waldaktivitäten vorgesehenem Gebiet der Fuchsbandwurm festgestellt wurde, denn dann gilt: gründliches Händewaschen.
Der Übertragungsweg auf den Menschen ist jedoch nicht eindeutig geklärt. Die Hauptzahl der Fälle wurde bei Personen beobachtet, die beruflich mit Landwirtschaft und Waldbau zu tun hatten. Es wird daher davon ausgegangen, dass bei den meisten Fällen eine Dauerexposition zur Infektion führen kann und keine einmalige Aufnahme der Bandwurmeier. Früchten und Beeren in Bodennähe (weniger als 80 cm über dem Boden) oder Pilzen könnten Bandwurmeier anhaften. Dies würde die Aufnahme der Eier durch den Menschen erklären. Jedoch wurde bei Risikostudien kein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Verzehr von Beeren und Pilzen und erhöhten Infektionsraten festgestellt.
So meint der Molekularbiologe und Fuchsbandwurmexperte Klaus Brehm von der Universität Würzburg wörtlich :“Das man sich von Beeren den Fuchsbandwurm holen kann gehört ins Reich der Legenden. Es ist für keinen einzigen Patienten erwiesen, dass er sich so angesteckt hat!“